Damit du leben kannst

Ich bin dankbar, dass ich in einem Rechtsstaat lebe.
Das bedeutet nicht, dass ich jedes Urteil und jeden Richterspruch immer nachvollziehen kann. Als Nicht-Jurist frage ich mich schon hin und wieder, warum Gerichtsverfahren immer so lange dauern. Oder warum in Deutschland scheinbar jede Kleinigkeit gesetzlich geregelt sein muss. Oder warum manche juristischen Entscheidungen nicht so recht zusammenpassen wollen mit dem gesunden Menschenverstand.
Aber trotz allem bin ich dankbar, dass ich in einem Rechtsstaat lebe. Denn es geht auch anders: In einigen Ländern der Erde sind die Richter korrupt oder Handlanger eines Diktators. Da bestimmen Geld und Macht, was Recht ist. Und wenn die Richter nicht mehr Recht sprechen, haben Arme und Schwache niemanden mehr, an den sie sich noch hilfesuchend wenden können. Korrupte Richter verseuchen ein ganzes Land und untergraben das Vertrauen, dass am Ende das Gute siegen wird.
Das ist nicht neu – schon Mose hat vor knapp 2 ½ tausend Jahren die Richter im Volk Israel ermahnt, das Recht nicht zu beugen. Ihnen hat er diese Worte ins Stammbuch geschrieben:
„Was recht ist, dem sollst du nachjagen, damit du leben kannst.“
Mose wusste: Das Recht ist ein kostbares Gut. Wenn die Richter nicht mehr Recht sprechen, wird das Volk Israel von innen zerfallen und von außen bedroht werden. Und so ist es einige Jahrhunderte später dann auch passiert.
Bis heute hat jeder Mensch jeden Tag eine Wahl, ob er nur das Seine sucht, oder sich aktiv für Gerechtigkeit einsetzt. Ich finde, dem Recht nachzujagen lohnt sich auch heute – damit wir alle leben können.
 
(erschienen in der Sendereihe Anstoß bei ERF Plus)

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