Die Zukunft des Todes

Wenn ich die Zeitung aufschlage und die Nachrichten verfolge, begegnen mir immer wieder die gewalttätigen Auseinandersetzungen unserer Zeit. Sie werden mit moderneren Waffen als früher ausgetragen, sie kleiden sich in neue mediale Gewänder, sie haben manchmal religiöse Bezüge – aber  sie bringen nicht anders als in früheren Jahrhunderten den Tod hervor.
Tod, der menschliches Leben beendet, der Hoffnungen werdender Eltern und Träume aus Jugendtagen unwiderruflich unter sich begräbt. Tod, der Landschaften verwüstet, Vertrauen zerstört und unzähligen Menschen an Seele oder Körper verkrüppelt zurücklässt. Tod, den manche Menschen für andere Menschen für gerecht oder gerechtfertigt halten. Tod, der manchen in manchen Situationen als das kleinere Übel scheint.
Alle großen Erzählungen und Dokumente und religiösen Überlieferungen der Menschheit sind auch durchtränkt mit dem Thema Tod. Man kann die Menschheitsgeschichte nicht erzählen und vermutlich auch nicht verstehen ohne den Tod, den Menschen anderen Menschen gebracht haben und bis heute bringen. Man könnte meinen: Solange es Menschen gegeben hat und geben wird, werden Menschen andere Menschen umbringen.
Ich glaube nicht, dass das stimmt.Denn  in der Bibel wird gesagt: Der Tod hatte einen Anfang. Und er wird ein Ende haben.
In der berühmten Erzählung von Kain und Abel beschreibt die Bibel den Brudermord als Blaupause für Jahrtausende, in denen Menschen einander den Tod bringen. Der Tod ist in der Bibel eine beschriebene Realität – aber er ist auch der Feind der Schöpfung, so wie Gott sie sich ursprünglich vorgestellt hat. Auf eine mir oft unverständliche Weise ist der Tod mit Gottes Handeln in der Geschichte verwoben – aber nie ist der Tod für Gott eine Nebensache. Gott hört Abels Blut schreien. Es lässt das Schöpferherz nicht kalt, wenn Millionen seiner Geschöpfe den Tod finden, statt das Leben – auch wenn es oft Menschen sind, die schuldhaft verbunden sind mit dem Tod.
Deshalb begibt sich Gott selbst in den Tod hinein, um ihn zu besiegen. Ihn von innen zu zerstören. Ihm die Existenzberechtigung und die Existenzgrundlage zu entziehen. Gott tut das in Jesus Christus, am Kreuz von Golgatha.
An diesem Kreuz saugt Gott in Christus die Schuld und Sünde und Scham seiner Geschöpfe in sich auf wie ein Schwamm – und öffnet in seiner Auferstehung die Tür sperrangelweit zur Vergebung von Schuld, zur Befreiung von Sünde, zur Heilung von Scham.
Der Tod hatte einen Anfang. Und er wird ein Ende haben. Es ist nur noch eine Frage der Zeit. Dafür steht das Kreuz.
Sünde, Tod und Teufel – die großen Widersacher von Gottes guter Schöpfung, sind auf dem Rückzug. In seiner Kreuzigung und Auferstehung hat Christus ihnen jede Möglichkeit zum Sieg bereits genommen, ihre Niederlage unausweichlich gemacht.
Seitdem haben Menschen Grund zur Hoffnung: Der Tod wird ein Ende haben. Es ist nur noch eine Frage der Zeit. Diese Hoffnung formuliert der Apostel Paulus in 1. Korinther 15 einmal so:
Der Tod ist auf der ganzen Linie besiegt! Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein tödlicher Stachel? … Gott sei Dank! Durch Jesus Christus, unseren Herrn, schenkt er uns den Sieg! Haltet daher unbeirrt am Glauben fest!
So wichtig Friedfertigkeit ist – der Sieg über den Tod wurde nicht von Menschen errungen. Es ist ein von Christus geschenkter Sieg. Aus der schuldhaften Verstrickung in den Tod frei zu werden, dem Tod den Stachel zu ziehen – das ist etwas, das Jesus getan hat, tut und tun wird. Es ist sein Sieg.
Ja, es braucht Glauben, um angesichts der Nachrichten daran festzuhalten, dass die Menschheitsgeschichte mit dem Kreuz von Golgatha tatsächlich einen anderen Verlauf genommen hat. Dass die Allgegenwart des Todes in Wirklichkeit sein Rückzugsgefecht ist. Aber an diesem Glauben will ich festhalten: Der Tod gehört nicht zu Gottes guter Schöpfung. Er hatte einen Anfang. Und er wird ein Ende haben.
(erschienen in der Sendereihe Wort zum Tag bei ERF Plus)

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