Du bist Teil von etwas Großem

Gestern habe ich den Film „Dreieinhalb Stunden“ gesehen. Er spielt am 13. August 1961, und es geht um eine Gruppe von Reisenden, die am Tag des Mauerbaus mit einem damals so genannten „Interzonenzug“ unterwegs sind von München nach Ost-Berlin. Unterwegs hören sie im Radio die ersten Berichte von Straßensperrungen und Stacheldraht an der innerdeutschen Grenze. Das stellt jeden und jede im Zug vor eine Entscheidung: Im Westen aussteigen oder in den Osten weiterfahren? Diese Entscheidung entzweit Freunde, Paare, eine Familie mit Kindern. Alle blicken auf ihr bisheriges Leben und ihre Träume für die Zukunft. Alle sind mit sich selbst beschäftigt – und müssen sich gleichzeitig verorten im großen Bild der großen Politik und der sich vertiefenden Teilung Deutschlands.

Ich glaube, das ist ein wichtiges Lebensmotiv, ein Grundbedürfnis des Menschen: Sich selbst und sein Leben in Beziehung setzen zu dem großen Bild. Ich glaube, jeder und jede von uns möchte nicht nur sich selbst verwirklichen, sondern Teil von etwas sein, das größer ist als wir selbst.

Vielleicht haben wir das in unserer individualistischen, post-christlichen Gesellschaft ein wenig vergessen. Aber du und ich, wir sind tatsächlich Teil von etwas Großem, nämlich der Schöpfung, die Gott geschaffen hat. Und du und ich, wir können uns verorten in diesem großen Bild.

Mich fordern dazu heute die Worte aus Psalm 103 heraus, wo es heißt:

Lobt den HERRN, alle seine Werke, an allen Orten seiner Herrschaft! Lobe den HERRN, meine Seele!

Das heißt: Diese Welt und mein Leben ist Gottes Werk. An jedem Ort und zu jeder Zeit ist er die höchste Autorität. Und ich eingeladen, mich zu entscheiden. Ich kann diese Wirklichkeit bejahen, kann mich darüber freuen – und Gott als meinen Herrn aus ganzem Herzen loben.

Das ist heute meine Entscheidung.

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