Gott ist kein Paparazzo

Es passiert in der Politik. Immer wieder. Oder im Profi-Fußball. Ach ja, und bei Schauspielern geschieht es auch ständig. Die Rede ist von … Enthüllungen. Davon, dass etwas ans Licht kommt, was die betroffenen Politiker, Sportler oder Schauspieler so gar nicht in einem vorteilhaften Licht erscheinen lässt.
Manchmal habe ich den Eindruck, dass ganze Zeitschriften oder andere Medien aus nichts anderem bestehen als dem Aufdecken von Fehlern, Versäumnissen und Skandalen. Von wirklichen und manchmal auch aufgeblasen inszenierten.
Warum das so gut funktioniert?
Weil die meisten Menschen schier unstillbar neugierig sind auf das, was andere falsch machen. Ein Flugzeug stürzt ab, die Trümmer rauchen noch – und wir diskutieren, wer daran Schuld hatte. Als würden wir nur dann normal weiterleben können, wenn wir absolut sicher sein können, dass es kein Zufall war. Sondern dass etwa ein Pilot oder ein Fluglotse oder ein Wartungstechniker einen schlimmen Fehler gemacht hat.
Ich glaube, so sind wir Menschen oft. Wir führen Buch über die Fehler, das Versagen, die Schuld der anderen. Und reden mit wieder anderen nicht ungern darüber. Und ganz ehrlich: Zu oft genießen wir das Ganze.
Wie gut, dass Gott anders ist. Er findet Unrecht nicht spannend und genießt nicht das Versagen. Für Gott ist Schuld kein Thema für Klatsch und Tratsch. Für Gott ist Schuld etwas, das Menschen von Gott entfernt, und das Menschen voneinander entfernt. Schuld ist etwas, das durch Vergebung beseitigt gehört.
Im Alten Testament formuliert der Prophet Jeremia Gottes Ziel mit menschlicher Schuld einmal so: Ich will ihnen ihren Ungehorsam vergeben und nie mehr an ihre Schuld denken. (Jeremia 31,34)
So ist Gott. Er freut sich nicht an meiner Schuld, er genießt auch nicht das Buchführen über meine Fehler oder das Anprangern meines Versagens. Er freut sich, wenn Schuld nicht zu Voyeurismus, Klatsch und Schadenfreude führt, sondern zu echter Vergebung und Versöhnung.
 
(erschienen in der Sendereihe Anstoß bei ERF Plus)

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