Gott wiederfinden

Wohin wendest du dich, wenn es dir nicht gut geht und dein Leben kräftig aus dem Ruder läuft? 

Die meisten von uns haben von klein auf gelernt, sich um sich selbst zu kümmern und für sich selbst zu sorgen: Es ist mein Leben, ich habe die Kontrolle, und ich bin gefordert, bei Problemen eine Lösung zu finden oder wenigstens Hilfe zu suchen. Aber immer bin ich dabei der Steuermann meines Lebens, der Entscheider, die letzte Instanz. 

Das ist in der Menschheitsgeschichte eine relativ moderne Idee. Noch im Mittelalter waren die Menschen davon überzeugt, dass jemand anderes die Kontrolle über ihr Leben hätte. Der Fürst in der Burg auf dem Hügel vielleicht. Und auf jeden Fall: Gott im Himmel. 

Diese Zeiten liegen hinter uns. Der moderne Mensch hat sich von seinen Fürsten gelöst und oft von Gott gleich mit. Für viele ist Gott heute nur ein Echo aus dem Mittelalter, eine Wunschvorstellung aus der Zeit der Unselbständigkeit. Ich glaube, wir haben auf dem Weg in die Moderne etwas Wichtiges verloren – nämlich die Gewissheit, dass wir von Gott geschaffen worden sind. Geliebt sind. Gehalten werden.  

Diese Verankerung in der Wirklichkeit Gottes haben schon Menschen in der Antike bisweilen aus dem Blick verloren. Und manchmal auch wiedergefunden. Im Alten Testament lese ich im Buch Jesaja von diesem Wiederfinden. Da beten sie im Volk Israel gemeinsam zu Gott (Jesaja 64,7): 

Herr, du bist doch unser Vater! Wir sind Ton, du bist unser Töpfer, und wir alle sind deiner Hände Werk.

Das wünsche ich dir, dass du Gott immer wiederfinden kannst. Dass du jeden Tag aus dieser Verankerung in der Wirklichkeit Gottes heraus lebst. Auch dann, wenn dein Leben kräftig aus dem Ruder läuft. Dass du mit mir gemeinsam beten kannst: 

Herr, du bist doch unser Vater! Wir sind Ton, du bist unser Töpfer, und wir alle sind deiner Hände Werk.

Amen.  

Leave a Reply