Gottes-Momente

Ich lese gerade eine Biografie über Dietrich Bonhoeffer. Dabei bin ich nicht nur fasziniert vom Leben des deutschen Theologen und Widerstandskämpfers. Sondern auch davon, wie der Autor einer Biografie das Leben eines anderen Menschen erklärt:
Zunächst beschreibt er, was diesen Menschen geprägt hat. Seine Herkunftsfamilie, die Ausbildung, die Kultur seiner Zeit. Dann ist da die Persönlichkeit eines Menschen – was jemand gut kann, welche Begabungen und Stärken ihn oder sie auszeichnen. Und drittens versucht eine Biografie, die Pläne eines Menschen zu rekonstruieren – was waren seine Absichten, worum hat er sich bemüht, was hat ihn angetrieben?
Prägung, Persönlichkeit, Pläne – damit kann man schon recht viel vom Leben eines Menschen erklären. Aber da ist noch mehr. Ich nenne es den „Gottes-Moment“. Ich glaube, es gibt im Leben von Menschen Dinge, die lassen sich nicht rein menschlich erklären. Dinge, die mehr sind als Prägung, Persönlichkeit und Pläne. Dinge, die man nur dem Eingreifen Gottes zuordnen kann. Gottes-Momente. Ein Beispiel dafür ist der alttestamentliche Prophet Daniel. Einmal wurde Daniel vom babylonischen König zum Tod verurteilt und den Löwen zum Fraß vorgeworfen. Aber Daniel überlebte. In Daniels Biografie im Alten Testament wird das so erklärt (Daniel 6,24):

Sie zogen Daniel aus der Grube heraus, und man fand keine Verletzung an ihm; denn er hatte seinem Gott vertraut.

Dass Daniel überlebte, wird nicht seiner Prägung, Persönlichkeit oder seinen Plänen zugeschrieben. Sondern der Tatsache, dass Daniel Gott vertraute. Gott hat in sein Leben eingegriffen und ihn gerettet. Ein ganz klarer „Gottes-Moment“!
Ich bin überzeugt: Jeder, der Gott vertraut, kann solche Gottes-Momente erleben. Vielleicht sogar heute.

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