Wenn Gott Menschen eine Frage stellt, wird es meistens spannend. Gott fragt ja nicht, weil er Informationen braucht. Der Bibel lässt sich entnehmen: Gott stellt Menschen immer wieder Fragen, weil er bei ihnen etwas auslösen will: Verstehen, Nachdenken, Umdenken.
Und Umdenken ist auch nötig, weil wir Menschen uns naturgemäß oft ziemlich schräge Vorstellungen machen von dem, wie Gott die Dinge sieht. Zum Beispiel was Schuld und Strafe angeht.
Ein ehrlicher Blick in den Spiegel sollte eigentlich jedem klar machen, dass in einem Menschenleben nie nur Licht oder nur Schatten herrscht. Wie denkt nun Gott darüber, wenn Güte und Gottlosigkeit so dicht beieinander liegen?
Es gibt Menschen, für die ist die Sache klar: Wer irgendwann in seinem Leben Schuld auf sich lädt, hat Gottes Strafe verdient – Punkt. Jeder einzelne dunkle Fleck zählt. So ist im Buch Hesekiel in Kapitel 18 von Menschen zu lesen, die Gottes Strafe für das verpfuschte Leben Anderer erwartet haben. Aber Gott hält dagegen. In Vers 23 heißt es in den Worten des Propheten:
Meinst du, dass ich Gefallen habe am Tode des Gottlosen, spricht Gott der Herr, und nicht vielmehr daran, dass er sich bekehrt von seinen Wegen und am Leben bleibt?
Stimmt, Gottlosigkeit ist Gott nicht egal. Aber die gute Nachricht ist: Gott sehnt sich nicht nach Bestrafung, sondern nach Umkehr und Wiederherstellung. Er erhält die Einladung an seine Geschöpfe aufrecht, ein Leben zu führen, das auf ihn, den Schöpfer, ausgerichtet ist.
Gott interessiert sich weniger für den einzelnen dunklen Fleck meiner Seele, aber er interessiert sich viel mehr dafür, in welche Richtung mein Leben zeigt. Und das ist eine Frage an mich, heute.
(erschienen in der Sendereihe Anstoß bei ERF Plus)