Kopf hoch, das wird schon

Ich habe selten etwas Dämlicheres gehört. Entschuldigung, aber ich muss das so deutlich sagen.
Da leidet eine Kollegin an einer chronischen Krankheit, der Grundschüler kommt heulend nach Hause, weil er auf dem Schulhof gemobbt wird, der Familienvater verliert seinen Arbeitsplatz, oder die Freundin verzweifelt an ihren Depressionen … und dann fällt jemand anderem nichts besseres dazu ein als: „Kopf hoch, das wird schon!“
Ich weiß, man sagt das halt so, wenn es anderen schlecht geht. Man sagt das so, weil „man“ sich hilflos fühlt und Anteilnahme zeigen will. Wenn man etwas Tröstendes sagen will, aber nicht weiß, was.
Das gilt manchmal auch für Christen. Es gibt eine fromme Variante von „Kopf hoch, das wird schon“, und die klingt dann so: „Da musst du einfach mal beten“. Oder: „Das musst du einfach an Gott abgeben“. Oder: „Da musst du einfach mehr glauben“. Solche Ratschläge haben eins gemeinsam: Sie erklären den zum Problem, der in Not ist. Das ist nicht nur oft sachlich falsch, sondern meistens auch fürchterlich unbarmherzig.
In der Bibel finde ich deutlich bessere Trostworte. Zum Beispiel in Psalm 69. „Ich bin elend und voller Schmerzen“, schreibt der Autor, König David. Und dann benennt er die Gewissheit, die ihm Hoffnung gibt: Die Gott suchen, denen wird das Herz aufleben.
Das ist kein Ratschlag wie „Kopf hoch, wird schon“. Oder „Du musst halt einfach…“. Sondern ein Versprechen Gottes: Wer sich an ihn wendet, wird mitten in der Not neue Hoffnung gewinnen und neue Zuversicht.
Das ist kein frommes Zaubermittel, kein „Bete, und alle Probleme gehen weg“. Sondern die Erfahrung von Juden und Christen seit vielen Generationen: Gott kann mir eine innere Zuversicht schenken, auch wenn ich in schwierigen Umständen feststecke. Die Gott suchen, denen wird das Herz aufleben.
 
(erschienen in der Sendereihe Anstoß bei ERF Plus)

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