Was habe ich davon? Wie hilft mir das? Was ist für mich drin? Als ganze Gesellschaft haben wir diese Frage nach dem eigenen Nutzen, dem eigenen Vorteil, zum Maßstab unserer Entscheidungen und unseres Handelns gemacht.
Wir kaufen die Marke Zahnpasta, die uns die gesündesten Zähne für das kleinste Geld verspricht. Wir wählen den Telefonanbieter, der uns die beste Netzabdeckung an unserem Wohnort für den niedrigsten monatlichen Preis garantiert. Und so weiter.
Was habe ich davon? Was hilft mir das? Was ist für mich drin?
Und wie ist das bei Gott? In den Grundfragen des Glaubens? Welches Motiv, welcher Maßstab, welcher Kompass leitet mich dabei?
Manche Menschen übertragen das Streben nach dem eigenen Nutzen auch auf ihr Verhältnis zu Gott. Was muss ich tun, damit er mit mir zufrieden ist? Wie viel moralischen Anstand muss ich investieren, damit mein Leben positiv verläuft und sich sinnvoll anfühlt? Und wo reicht es dann auch mal mit dem Bemühen um Tugend und Gerechtigkeit?
Der Apostel Paulus hat sich in seinem Leben intensiv mit dieser Frage auseinander gesetzt und diesen inneren Kampf später in einer Art offenem Brief beschrieben. Empfänger des Briefs: Eine der frühen christlichen Gemeinden, in einer mazedonischen Stadt unter römischer Herrschaft, die wir heute Philippi nennen. In der heutigen Bibel ist uns dieser Brief als Philipperbrief erhalten.
Paulus beschreibt in Kapitel 3 dieses Briefes, wie er religiös geprägt und aufgewachsen ist. Getrieben vom Bemühen, vor Gott gut dazustehen. Beseelt vom Anspruch, alle Gebote des alttestamentlichen Gesetzes bis ins Kleinste zu erfüllen. Und als Lohn dafür von Gott als „gerecht“ befunden zu werden.
Aber dann ist etwas passiert, was Paulus Einstellung zum Glauben fundamental verändert hat. Er ist Jesus Christus begegnet. Und in der Folge sind für Paulus alle religiösen Regeln und alle gutmeinenden Gebote, alles Anstrengenmüssen und Leistenwollen für Gott plötzlich ohne jede Bedeutung.
O-Ton Paulus (Philipper 3,8) : Es ist in meinen Augen nichts anderes als Müll. Ich will nichts mehr wissen von jener Gerechtigkeit, die sich auf das Gesetz gründet und die ich mir durch eigene Leistungen erwerbe. Vielmehr geht es mir um die Gerechtigkeit, die uns durch den Glauben an Christus geschenkt wird – die Gerechtigkeit, die von Gott kommt und deren Grundlage der Glaube ist.
Paulus hat in der Begegnung mit Jesus Christus begriffen und ergriffen: Mit Gott im Reinen zu sein, Gottes Nähe und Fürsorge und Zuwendung im täglichen Leben zu erfahren – das kann ich mir nicht verdienen. Das bekomme ich von Gott geschenkt, wenn ich diesem Jesus Christus vertraue.
Konsequenterweise gibt es nun nur noch eines, was für Paulus im Glauben zählt. Nur noch ein Ziel, dem er nachjagt. Paulus formuliert es in Vers 9 so:
Es ist mein tiefster Wunsch, mit Christus verbunden zu sein.
Und dann in Vers 10, wo es in einer anderen Übersetzung heißt:
Christus möchte ich erkennen und die Kraft seiner Auferstehung.
Darum geht es beim christlichen Glauben, bei der Jesusnachfolge. Es geht nicht darum, sich bei Gott einen guten Stand zu erarbeiten. Es geht nicht darum, als Christ Vorteile im Leben zu genießen wie bei einem Rabattcoupon beim Einkaufen. Es geht letztlich um ein intensives, immer besseres Kennenlernen und eine persönliche Verbindung zu Christus selbst, in diesem Leben und über den Tod hinaus.
Es ist mein tiefster Wunsch, mit Christus verbunden zu sein. Christus möchte ich erkennen und die Kraft seiner Auferstehung.
(erschienen in der Sendereihe Wort zum Tag bei ERF Plus)