Stellen Sie sich vor, Sie gehen Sonntag in einen Gottesdienst. Während Sie dort sitzen – auf einer Kirchenbank oder auf einem Stuhl im Gemeindehaus, steht ein Mann auf und beginnt zu predigen. Er hat keinen Schulabschluss und keine theologische Ausbildung. Er spricht einen schwer verständlichen Dialekt, seine Herkunft aus der Provinz ist nach Aussehen und Sprache für jedermann sofort ersichtlich. Sie hören, wie der Mann von Jesus Christus spricht. Der Mann sagt, dass sich letzte Woche jahrhundertealte Prophezeiungen erfüllt hätten. Er ruft alle Zuhörer dazu auf, ab sofort an Jesus zu glauben und sich zum Zeichen dafür hier und jetzt taufen zu lassen.
„Unglaublich“, mögen Sie vielleicht denken. Dann passiert das wirklich Unglaubliche: 3.000 seiner Zuhörer sind zutiefst ergriffen und entscheiden sich auf der Stelle, sich taufen zu lassen und ihr Leben neu auszurichten.
Was Sie eben vielleicht in Ihrer Vorstellung durchgespielt haben, ist wirklich passiert. In Jerusalem, vor knapp 2.000 Jahren, beschrieben in der Apostelgeschichte im Neuen Testament. Petrus hieß der Prediger, ein ungebildeter Fischer aus der Provinz in Galiläa, der an einem der wichtigsten jüdischen Feiertage spontan zu einer großen Menschenmenge spricht. Der von Jesus Christus berichtet, zum Glauben einlädt, zu Taufe und Neuausrichtung des Lebens aufruft.
Und das wirklich Unglaubliche passiert. In Apostelgeschichte 2, 41 heißt es:
„Die das Wort annahmen, ließen sich taufen; und an diesem Tage wurden hinzugefügt etwa dreitausend Menschen.“
3.000 Menschen hörten die Worte von Petrus.
3.000 Menschen entschließen sich dazu, in Zukunft jemanden als Gott anzubeten, der vorher in ihrer Stadt hingerichtet worden war.
3.000 Menschen entschließen sich dazu, ihr Leben in Zukunft nach diesem Jesus Christus ausrichten zu wollen.
3.000 Menschen entschließen sich dazu, sich an Ort und Stelle taufen zu lassen.
Unglaublich ist das – aber nur auf den ersten Blick. In Wirklichkeit haben diese 3.000 Menschen nicht auf einen Fischer aus der Provinz gehört. Sie haben sich nicht von einem religiösen Phantasten manipulieren lassen. Das Wort, das sie „annahmen“, wie es im Bibeltext heißt, war nicht die Rede des Petrus. In Wirklichkeit war es das Reden Gottes.
„Das Wort annehmen“ – das hieß damals für 3.000 Menschen existentiell zu spüren, dass Gott selbst zu ihrem Herzen spricht. Zu merken, dass sie von ihrem Schöpfer ganz persönlich angesprochen werden. In ihrem Herzen Gewissheit zu empfinden, dass Gott ihre Schuld vergibt und ihr Leben nie wieder dasselbe sein wird, wenn sie sich ihm anvertrauen.
In Wirklichkeit beschreibt dieser Bibeltext also nicht, was Petrus kann. Sondern das, was der Geist Gottes zu bewegen vermag, wenn er in das Herz eines Menschen fällt. Zuerst in das des Fischers Petrus, der schon drei Jahre seines Lebens mit Jesus unterwegs war. Und dann in die Herzen von 3.000 seiner Zuhörer, für die die geistliche Reise ihres Lebens an diesem Tag ihren entscheidenden Anfang nimmt.
Wo auch immer ich nächsten Sonntag einen Gottesdienst besuche, wie rhetorisch begabt auch immer der Prediger sein mag, wie viele Zuhörer auch immer versammelt sein mögen: Gott hat immer noch ein Interesse daran, dass sein Reden in mein menschliches Herz hinein fällt.