Verstrickt, aber hoffnungsvoll

Ach, wäre das Leben doch wie im Kino! Klar getrennt in Gut und Böse, Schwarz und Weiß, Täter und Opfer. So ist es aber nicht.

Leben heißt immer wieder Verstrickung: Mitgefangen, mitgehangen sein in dem, was um mich herum passiert. Es ist verführerisch, sich selbst dabei für eine moralisch höher stehende Ausnahme zu halten. Oder alle und alles nur noch zynisch zu sehen und keine Hoffnung auf Besserung zu haben.

Zum Glück gibt es einen realistischeren Blickwinkel. Einen, der mich bewahrt vor Arroganz und Zynismus. Einen Blickwinkel der Hoffnung. Ich finde ihn im Alten Testament beim Propheten Micha, der im 8. Jahrhundert vor Christus in Israel lebte.

Schonungslos benennt Micha den Werteverfall seiner Zeit: den Zerbruch von Familien, Korruption und Machtmissbrauch, die Gnadenlosigkeit im Umgang. „Ich liege am Boden… ich sitze im Dunkeln“, lässt er die Hauptstadt Jerusalem sagen.

Und dann kommt Michas „Aber“: „Ich liege am Boden, aber ich stehe wieder auf. Ich sitze im Dunkeln, aber der Herr ist mein Licht“.

Woher kommt diese Hoffnung? Aus eigener moralischer Überlegenheit? Nein, stellt Micha klar: „Ich hatte gegen Gott gesündigt, deshalb bekam ich seinen Zorn zu spüren.“

Aber Micha weiß: Gott begegnet all den Menschen, die ihm vertrauen mit Gnade. Und Gott kann schier unentwirrbare Verstrickungen auflösen. Deshalb blickt Micha hoffnungsvoll in die Zukunft:

Das ist Michas Hoffnung in den Verstrickungen seiner Zeit. Und es ist meine Hoffnung heute.

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