Was vom Gottesdienst übrig bleibt

Waren Sie schon einmal zur Einweihung eines neuen Gebäudes eingeladen? Da werden Worte der Anerkennung gefunden für die Bauleute und Handwerke. Vielleicht bekommt der Architekt die Gelegenheit, seine Vision für das Bauwerk darzustellen. Und natürlich dürfen viele Grußworte und guten Wünsche nicht fehlen für das, was sich künftig in diesem Gebäude abspielen wird.
Im Alten Testament wird eine etwas andere Einweihung beschrieben. Und zwar die des Tempels in Jerusalem. Ein Gebäude, vor rund 3.000 Jahren errichtet vom jüdischen König Salomon als sichtbarer Mittelpunkt, der seinem Volk helfen soll an Gott festzuhalten und mit seiner Gegenwart zu rechnen. Das 1. Buch Könige Kapitel 8 berichtet, wie das damals abgelaufen ist:
Am Tag der Einweihung bringen die Priester die Bundeslade in den Tempel. Ein einfacher Holzkasten, ein mobiles Heiligtum, das sie auf ihrer Wanderung durch die Wüste 40 Jahre lang begleitet hat. Ein Symbol für die Gegenwart Gottes mit seinem Volk – und ein Provisorium, das jetzt durch den richtigen Tempel aus Stein abgelöst wird.
Plötzlich erfüllt etwas wie eine leuchtende Wolke den Tempel, so dass die Priester ihn gar nicht betreten können. Die Bibel beschreibt das nicht genauer, aber klar ist: Die Menschen erleben hier mehr als nur Symbolik, sondern auf übernatürliche Weise die Gegenwart Gottes. Sie bekommen zu sehen und hören, was für menschliche Sinne normalerweise nicht zu sehen und zu hören ist.
König Salomon beginnt, mit der großen Menge der Anwesenden einen gigantischen Gottesdienst zu feiern. Er, der König Israels, kniet demütig für alle sichtbar nieder und betet Gott an als den wahren Herrscher über Israel. Stellvertretend für alle betet er ein Gebet der Hingabe, spricht stellvertretend den Willen des Volkes aus: Wir wollen zu unserem Gott gehören! Wir wollen unserem Gott dienen!
Zum Gottesdienst gehört auch eine riesiges Opferfeier. 22.000 Ochsen und 120.000 Schafe werden geschlachtet, sieben Tage lang. Für uns heutige Menschen des 21. Jahrhundert mag das dieses Opferritual archaisch, wild und blutrünstig erscheinen. Aber für die Menschen vor 3.000 Jahren hatte es eine tiefe Bedeutung. Sie empfanden eine große Lücke zwischen der Heiligkeit und Perfektion Gottes und ihrem eigenen Leben, das nie ganz frei war von schuldhaften Gedanken und schuldhaftem Verhalten. Die Tieropfer überbrückten diese Lücke; die Menschen wussten: Jetzt ist zwischen Gott und uns alles in Ordnung. Erst Jahrhunderte später wird im Neuen Testament beschrieben, wie der Tod von Jesus Christus am Kreuz von Golgatha ein- für allemal das Verhältnis zwischen Mensch und Gott in Ordnung bringt. Kein Tieropfer mehr nötig.
Nach diesem gigantischen, mehrtägigen Gottesdienst schickt König Salomo sein Volk nach Hause. Zurück in die Städte und Dörfer. Dorthin, wo es keinen Tempel gab, keine Priester, kein Opferfest, keine Gottesdienste.
Ich versuche mich, in die Leute damals hinein zu versetzen: Vielleicht wäre ich lieber beim Tempel geblieben. Da, wo die Herrlichkeit Gottes sichtbar ist. Da, wo viele ihren Glauben gemeinsam ausdrücken. Da, wo die Vergebung der persönlichen Schuld im Opferfest so überwältigend greifbar ist.
Aber in 1. Könige Kapitel 8 Vers 66 heißt es: Sie gingen in ihre Häuser voller Freude und waren froh in ihrem Herzen für die Güte Gottes
Ich weiß nicht, ob Sie regelmäßig einen Gottesdienst besuchen. Und wie sie danach Hause fahren. Aber ich möchte Ihnen wünschen, was das Volk Israel in seinem Gottesdienst erlebt hat und was ich mir persönlich auch von einem Gottesdienst wünsche:
Dass die Herrlichkeit Gottes für Sie greifbar wird. Dass Ihnen neu bewusst wird, wie gut Gott zu Ihnen ist. Und dass Sie voller Freude und froh in ihrem Herzen in Ihren Alltag durchstarten können.

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