Kennen Sie das Hinterherrufen, wenn Eltern ihre Kinder an der Haustür verabschieden? Zum Beispiel, wenn sie zur Klassenfahrt aufbrechen? Oder zu ihrem ersten Vorstellungsgespräch? Eltern rufen ihren Kindern zum Abschied hinterher, was ihnen besonders wichtig ist: Pass auf dich auf! Gute Reise! Viel Glück!
Wussten Sie, dass es so eine Art Hinterherrufen auch in der Bibel gibt? Nicht als Abschied an einer Haustür sondern am Schluss von Briefen, die Teil des Neuen Testaments geworden sind. Zum Beispiel im ersten Brief des Apostel Paulus an die Gemeinde in Korinth. Die Christen in Korinth waren Paulus‘ Problemgemeinde. Mit kaum einer Gruppe von Christen hatte Paulus so viel Mühe und Sorge wie in Korinth. Die Gemeinde dort erlebte eine große geistliche Dynamik – und ging gleichzeitig oft sehr unreif damit um. Eigentlich unhaltbare Zustände waren an der Tagesordnung… eine Gemeinde wie ein Teenager in der Pubertät. Grund genug für Paulus, ihnen am Schluss seiner Briefe hinterher zu rufen, was ihm wirklich wichtig war. Zum Beispiel am Ende des 1. Korintherbriefs (1. Korinther 16, 13):
Seid wachsam! Haltet unbeirrt am Glauben fest! Seid mutig, und seid stark!
Ich weiß nicht, mit welchem Ohr die Korinther diese Worte gehört haben, als Paulus‘ Brief in ihrer Versammlung verlesen wurde. Vielleicht so wie Teenager die Worte ihrer Eltern an der Haustür überhören? „Jaja. Schon klar. Typisch Paulus. Immer muss er sich Sorgen machen…“ Aber hinter Paulus‘ Worten steckt nicht nur väterliche Sorge, sondern auch eine unschätzbare Hilfestellung .
„Seid mutig und seid stark“, schreibt Paulus. Mut und Stärke – ja, das haben sie gebraucht damals. Die Stadt Korinth im 1. Jahrhundert glich in mancher Hinsicht unserer westlichen Kultur heute. Die Gemeinde dort lebte inmitten einer pluralistischen Gesellschaft. Unzählbare geistliche Weltanschauungen standen nebeneinander wie in einem religiösen Supermarkt. Es gab kaum verbindliche gesellschaftliche ethische Werte und Normen. Korinth war eine Stadt im moralischen Chaos.
Mittendrin lebte diese kleine Gemeinde von Christen, die dabei war zu lernen, Jesus im täglichen Leben nachzufolgen. Oft waren sie dabei hingefallen, wieder aufgestanden, immer wieder aufgerichtet von Paulus und seinen Worten. „Seid mutig und seid stark“ – Damit versucht Paulus ihnen den Rücken zu stärken: „Gebt den Glauben nicht auf! Hört nicht auf darauf zu vertrauen, dass es einen Unterschied macht, ob man mit Gott lebt oder ohne Gott! Manchmal würdet ihr am liebsten eure Werte über Bord werfen und aufgeben. Aber seid mutig und stark, lebt anders als die Gesellschaft um euch herum!“
Paulus ist sehr wohl bewusst, dass eine solche beständige Nachfolge nicht einfach durch Willenskraft und Disziplin zu erreichen ist, sondern Wurzeln im Himmel braucht. Deshalb schreibt er auch: „Haltet unbeirrt am Glauben fest!“ Die Korinther brauchten keine neuen Tipps, Tricks und speziellen Offenbarungen, um Jesus nachzufolgen. Es war genug, am guten alten Evangelium festzuhalten, das Paulus ihnen gepredigt hatte: Wer sein Leben Jesus anvertraut, der gehört felsenfest zu ihm. Jesus ist bei ihm, jeden Tag., als Geschenk, ohne eigene Leistung. „An diesem Glauben“, sagt Paulus hier, „an diesem Glauben haltet unbeirrt fest! Verlasst euch darauf, dass Jesus bei euch ist und lasst euch nicht irre machen. Dann ist es auch nicht übermenschlich schwer, mutig und stark zu sein!“
Dieses Festhalten am Glauben ist für Paulus nichts Ängstlich-Verschrecktes, sondern eine aktive Handlung, eine bewusste Entscheidung. Deshalb beginnt er die Aussagen mit der Aufforderung, wachsam zu sein. „Seid wachsam!“ – das heißt: „Achtet bewusst darauf, was wichtig ist! Nehmt wahr, was um euch herum passiert! Behaltet eure Ausrichtung auf Jesus im Blick! Wenn ihr das tut, könnt ihr unbeirrt an dem Glauben festhalten, den Jesus euch längst geschenkt hat. Und wenn ihr das tut, dann könnt ihr in den täglichen Herausforderungen mutig und stark sein.“
Ich weiß nicht, wohin der heutige Tag Sie führen wird. Aber ich wünsche Ihnen und mir, dass wir die Worte von Paulus für heute neu hören. Dass wir wachsam sind, unbeirrt am Glauben festhalten, mutig und stark handeln. Und dass wir erleben, wie weit der Glaube wirklich zu tragen vermag.
Seid wachsam! Haltet unbeirrt am Glauben fest! Seid mutig, und seid stark!
(erschienen in der Sendereihe Wort zum Tag bei ERF Plus)