„Erst eine Krise zeigt, aus welchem Holz jemand geschnitzt ist.“ Haben Sie diesen Satz so oder so ähnlich schon einmal gehört? Ich glaube, da ist ganz viel dran. Oft führt erst die Krise einen Menschen unausweichlich zu der Frage, woher eigentlich seine Hoffnung kommt.
Manche Menschen treten sogar in der Krise äußerlich sehr selbstsicher auf. Es scheint, als hätten sie alles im Griff. Sie sagen Dinge wie „Das wird schon“ oder „Kopf hoch“. Dabei ich habe den Verdacht: Mancher äußerliche Optimismus ist in Wahrheit das sprichwörtliche Pfeifen im Walde – und keineswegs wirkliche Hoffnung.
Christen wissen: Wirkliche Hoffnung hat etwas mit Gott zu tun. Menschen, die sich auf Gott einlassen und auf Gott verlassen haben seit Jahrhunderten erlebt: Gott ist auch in Krisen wirklich da. Der alttestamentliche König David beschreibt so eine Erfahrung in Psalm 28.
Vers 7 beginnt mit den Worten: „Der Herr ist meine Stärke und mein Schild…“ – eine bildhafte Sprache, aus der Trost spricht und auch etwas Trotz – weil Davids Krise so gar nicht zu seinem Glauben zu passen scheint (zu Beginn von Psalm 28). David ringt mit der Erfahrung, dass auch scheinbar guten Menschen offensichtlich schlechte Dinge passieren.
Ich glaube, wenn Glaube und Krise aufeinander treffen, gibt es auch bei Glaubenden manchmal ein „Pfeifen im Walde“. Weil nicht sein kann, was nicht sein darf. „Gott wird mir schon helfen“- das ist die fromme Variante des „Das wird schon“. „Einfach mal beten“ nichts anderes als „Kopf hoch“. Wirkliche Hoffnung ist etwas anderes.
Denn wenn Glaube und Krise aufeinander treffen, dann reicht das tiefer als menschliche Worte und Erklärungsversuche. Die Suche nach Hoffnung führt in der Krise an die tiefsten Orte der menschlichen Seele: Wer stärkt deine Gedanken, wenn du zu grübeln beginnst? Wer bringt deine Seele zur Ruhe, wenn du dich schlaflos vor Sorge im Bett wälzt?
Hoffnung ist nicht das, was wir auf der Zunge tragen, Hoffnung ist das, was in meinem Herzen ist. Da, wo keiner hinsieht. Dann, wenn keiner hinsieht. Wenn ich alleine bin mit mir selbst und einer unerträglichen Situation. Ist Gott dann immer noch da?
„Ja, Gott ist immer noch da“- sagt David. Vers 7 lautet in voller Länge: Der HERR ist meine Stärke und mein Schild; auf ihn hofft mein Herz und mir ist geholfen.
„Auf ihn hofft mein Herz“- damit drückt er aus, dass in der Tiefe der Seele tatsächlich Hoffnung sein kann. Dass Gott auch in die Tiefe der Persönlichkeit hinein reicht, an den Ort geistlicher Entscheidungen. Dass Gott auch in solchen Momenten wirkliche Hoffnung schenkt, in denen ein Mensch sich alleine und verlassen fühlt.
David erfährt: Wenn mein Herz, das Innere meiner Seele, auf Gott hoffen kann – dann ist mir wirklich geholfen. Erst dann ist mir wirklich geholfen. Auch wenn meine Worte vielleicht noch nicht hinterher kommen. Auch wenn ich das anderen nicht mit einem lächelnden Gesicht fein säuberlich aufgeräumt erklären kann.
Es kommt nicht darauf an, wie oft Gott in den Bibelversen vorkommt, die ich aufsagen kann. Es kommt darauf an, welche Hoffnung in meinem Herzen ist.
Ich weiß nicht, welche Krise als nächstes vor mir liegen wird. Oder in welcher Krise Sie sich vielleicht gerade befinden. Aber ich weiß, was ich Ihnen und mir wünsche: Dass wir in der Krise in der Tiefe unserer Seele das erfahren, was David erfahren hat: Der Herr ist meine Stärke und mein Schild; auf ihn hofft mein Herz und mir ist geholfen.
(erschienen in der Sendereihe Wort zum Tag bei ERF Plus)