Christen, warum so verkrampft?

Führst du ein Leben, oder er-lebst du es? Lebst du im Aktiv, packst es an, proaktiv, gestaltend – oder erleidest du ein Schicksal, nimmst hin was nicht zu ändern ist?
Alle Selbsthilfeliteratur unserer Zeit propagiert das erste, und doch kennen wohl alle Menschen auch letztere Erfahrung, die aller Selbstverwirklichung unserer Zeit ins Gesicht schlägt. Wir alle wissen: Du hast das Leben nicht unter Kontrolle. Vielleicht gestattest du dir selbst manchmal die Illusion – aber in der Realität kommen die Dinge erstens anders, und zweitens als du denkst.
Das bedeutet: Ich kann Erfolg nicht erzwingen. Ich kann nicht garantieren, dass sich meine Leistung wirklich dauerhaft lohnt. Ich kann nicht garantieren, dass alles gut ausgeht. Ich weiß manchmal nicht, was morgen sein wird.
Die gute Nachricht ist: Wer an der Seite Gottes durch sein Leben geht, bleibt auch mitten durch die Ungewissheiten hindurch mit ihm verbunden. Vor 3.000 Jahren ist diese Erfahrung einmal so in Worte gefasst worden (Psalm 127):

Wenn der Herr nicht das Haus baut, so arbeiten umsonst, die daran bauen. Wenn der Herr nicht die Stadt behütet, so wacht der Wächter umsonst. Es ist umsonst, dass ihr früh aufsteht und hernach lange sitzet und esset euer Brot mit Sorgen; denn seinen Freunden gibt er es im Schlaf.

Dreimal ist meine menschliche Anstrengung hier „umsonst“: Das Gute in deinem Leben – du kannst es nicht erzwingen. Selbst die erfolgreichsten Menschen der Welt leben letztlich als Beschenkte. Die Krisen in deinem Leben – du musst sie nicht alleine unter Kontrolle halten. Wenn du Bewahrung erlebst, dann hat nicht deine Vorsicht gesiegt, sondern dein Schutzengel. Die Versorgung in deinem Leben – sie wird letztlich nicht durch deine Mühe, deinen Fleiß und dein Grübeln garantiert. Es ist Gott, der sich um die kümmert, die ihm ihr Leben anvertrauen.
Und alles drei – Gelassenheit mitten im Stress, Hoffnung mitten in der Krise, Vertrauen mitten in der Not – all das gibt Gott seinen Freunden, während sie „schlafen“ – während sie also absolut nichts hinzufügen können.
„Erlöster müssten mir die Christen aussehen, damit ich an ihren Gott glauben könnte“, soll der große Atheist Friedrich Nietzsche einmal gesagt haben. Ich finde, „entspannter“ sollten sie eigentlich auch aussehen. Denn „Den Seinen gibt’s der Herr im Schlaf“ ist ein Satz des überzeugten Glaubens: Wer in Freundschaft mit Gott durch sein Leben geht, der führt sein Leben, indem er sich führen lässt. Und er erlebt sein Leben in der Gewissheit, dass er dabei zutiefst geborgen ist.
Wo willst du dich heute bewusst entkrampfen – und neu darauf einlassen, dass Gott seine Freunde sehr gerne beschenkt?

0 Response
  1. Heiko Goll

    Seit Jahren liebe ich den Ausspruch „Seinen Freunden schenkt’s der HERR im Schlaf“ und freu mich darüber, sein Freund zu sein. Danke für den Kontext, in den du ihn gestellt hast. War mir als Jugendlicher (und seither) gar nicht so bewusst. 🙂

Leave a Reply