Er sah zwei Boote am Ufer liegen; die Fischer aber waren ausgestiegen und wuschen ihre Netze.
Stell dir vor, Du würdest ein spannendes Buch schreiben wollen. Einen Krimi vielleicht oder einen Spionageroman oder so. Würdest du nicht versuchen, deine Leserinnen und Leser schon mit dem ersten Satz neugierig zu machen? Sie gleich am Anfang hinein zu locken in die Geschichte, die du schreiben willst?
Ich jedenfalls würde das tun – und nicht einen Satz wählen, der so nichtssagend und alltäglich und normal klingt, wie dieser Vers aus dem Markusevangelium (Markus 5,2):
Er sah zwei Boote am Ufer liegen; die Fischer aber waren ausgestiegen und wuschen ihre Netze.
Wer ist „Er“? Und warum ist es der Rede wert, wenn Fischer am Seeufer neben ihren Booten sitzen und in aller Ruhe ihre Netze vorbereiten für den kommenden Fischzug nach Einbruch der Dunkelheit?
Dieser „Er“ ist Jesus. Und wenn Jesus mit Menschen Geschichte schreibt, beginnt die oft genau so: scheinbar nichtssagend und alltäglich und normal. Aber im Lauf der Zeit wird sie dann schnell zum Gegenteil: vielsagend und außergewöhnlich und herausragend aus dem normalen Einerlei. Damals bei den Fischern, und auch heute bei dir und bei mir .
Was für die Fischer damals als ganz normaler Arbeitstag begonnen hat, entpuppt sich nämlich als entscheidende Wende ihrer Lebensgeschichte. Nur wenige Stunden später werden sie so viele Fische fangen wie noch nie in ihrem Leben. Werden eine Ahnung davon bekommen, dass „Er“, Jesus, Gott selbst ist. Sie werden von ihm einen Auftrag bekommen, der sie für den Rest ihres Lebens nicht mehr loslassen wird.
Ich weiß nicht, wie meine Lebensgeschichte von heute aus weitergehen wird. Oder deine. Aber eins weiß ich: Wenn wir, du und ich, im Bild gesprochen am Ufer neben unseren Booten sitzen und unsere Netze waschen, dann sollten wir diesen Moment nicht vorschnell als nichtssagend und alltäglich und normal abhaken.
Denn vielleicht ist dieser Moment der erste Satz der Geschichte, die Gott mit dem Rest deines und meines Lebens erzählen wird.
