Glück ist heute

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Die Corona-Pandemie wirft viele Fragen auf – auch ganz existentielle. Wie zum Beispiel die, woher eigentlich das Glück kommt.

Ein Gastbeitrag von Almuth Winkler

Liebenswert und etwas schräg, so könnte man Hector beschreiben, einen Psychiater in einem fast perfekten Leben. Aber nur fast perfekt, denn innerlich bleibt in ihm eine Unzufriedenheit. Diese Unzufriedenheit bringt ihn dazu, sich auf eine Weltreise zu begeben, um das Glück zu erforschen. Er möchte seinen Patienten, aber auch sich selbst zu mehr Glück verhelfen.

Im Film „Hectors Reise oder sie Suche nach dem Glück“ kann man Hectors Weg durch unterschiedliche Kulturen und Lebensweisen auf witzige und unterhaltsame Weise folgen.

Immer wieder fasst er dabei seine Erkenntnisse über das Glück zusammen. Der Höhepunkt des Films war für mich der Moment, als Hector am Ende in den nächstbesten Flieger nach Hause steigt. Obwohl er nicht Antworten auf alle Fragen gefunden hat, ist ihm nun klar, dass sein Glück an seinem alten Platz wohnt. An der Seite seiner Freundin, die er nun heiraten möchte und an der alten beruflichen Stelle. Man könnte sagen, Hector hat gemerkt, dass sein größtes persönliches Glück an seinem unperfekten alten Platz zu finden ist.

Kennst du das auch – diese Sehnsucht nach noch einem bisschen mehr vom Glück?

Wenn diese Krankheit überstanden ist, dann werde ich glücklich sein…
Wenn dieser Konflikt beendet ist, dann kann das Glück kommen…
Wenn diese Pandemie überstanden ist, dann kannst du wieder in der Sonne ins Cafe´ sitzen, oder ausgelassen feiern, unbeschwert sein Reduzieren die Pandemie-Einschränkungen dein Glück?

Mir fällt Psalm 23 ein, der starke Worte an dich und mich richtet. Da heißt es im Vers 5:

 Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde.

Komm, wir malen uns dieses Bild mal aus.

Gott deckt dir einen Tisch und die Feinde schauen zu. Einen Tisch mit weißer Tischdecke, Kerzen, Kristallgläser, Sektkühler, feinem Besteck, Platten voller Köstlichkeiten, nichts aber auch gar nichts fehlt. Im Hintergrund oder an der Seite die Feinde. Dein Becher ist schon randvoll eingeschenkt – für dich!

Der Psalm ist im Bild der Hirten geschrieben. Da wären es Wölfe und Raubkatzen, die vielleicht auch mit Geheul zu hören sind. Bei dir sind es vermutlich andere Feinde: Eine Krankheit, eine mühsame Arbeitsstelle oder ein Virus, der das Leben aus der Bahn bringt. Und da gibt es auch etwas Feindliches in uns selbst: Die Stimme, die immer wieder fragt, ob du gut genug bist, oder ob du wirklich wertvoll und geliebt bist. Sie alle schauen dir und deinem gedeckten Tisch mit ihren bohrenden Blicken zu.

Wie fühlt sich das an- würde es dir da schmecken?

Diese Situation vom gedeckten Tisch und den zuschauenden Feinden beschreibt viele Etappen des Lebens, und es beschreibt auch die Etappe von Jesu Leben auf dieser Erde. Das ist der Platz, den Jesus vorgelebt hat – Gottes Sohn vor den Augen der Feinde. Das bedeutet für mich: der begehrliche Blick der Feinde gehört zum Leben.

Der gedeckte Tisch ist für dich, nimm Platz!

Die Feinde werden an Bedeutung verlieren, wenn du beginnst, den gedeckten Tisch zu studieren und zu genießen. Sobald du am Tisch Platz nimmst und überlegst, was du dir auf den Teller tust, haben die Feinde nicht mehr die Macht über dein Befinden. Dann nehmen die Aromen des Spätburgunders oder die Frische des Qu

ellwassers deine Aufmerksamkeit und Sinne in Anspruch.

Überlasse die Feinde dem Hirten. Sei Schaf!

Das Bild vom guten Hirten und dem Schaf, das sich durch den Psalm zieht, bedeutet doch, dass der Hirte für die Feindesabwehr zuständig ist. Hast du jemals von einem Schaf gehört, das einen Wolf vertrieben hat? Dafür ist der Hirte da. Überlass dem Hirten deine Feinde und nimm Platz am gedeckten Tisch. Lass die Feinde gucken. Na und!?

Anstatt die Feinde wegzuwünschen, feiere den gedeckten Tisch! Lenke deinen Fokus auf deinen gedeckten Tisch! Ich persönlich empfand den vielen Schnee in diesem Pandemiewinter als Geschenk für die Augen und die Seele. Durch die wenigen Kontakte, die erlaubt sind, erlebe ich auch die Beziehung zu meinem Mann als ein noch größeres Geschenk.

Hector drückt es so aus:

Glück ist eine Sichtweise auf die Dinge.

Deine Weise, dein Leben zu betrachten gestaltet dein Glück und deine Zufriedenheit- heute, egal wie der Tag aussieht. Wenn diese Überzeugung, diese Sicht dein Herz und Denken füllt, fällt es dir leichter an deinem Tisch Platz zu nehmen und den gefüllten Becher in die Hand zu nehmen. Die Blicke der Feinde kannst du dann durchwinken, denn Gott ist dein Hirte.

Kannst du glauben, dass dein Hirte deine Feinde im Schach hält?

Almuth Winkler
Systemisch-Individualpsychologische Lebensberaterin (ICL), deinleben.deinglaube.net

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