Vergebung statt Vorwurf

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Neulich ist es mir wieder passiert. Ich  habe einen negativen Gedanken über eine Kollegin gesponnen. Über Tage hinweg. Und es endet wie immer im Seufzen über mich selbst: „Hoffentlich merkt das nie einer“. In mir sind so einige Gedanken und Vorstellungen und Haltungen zuhause, auf die kann ich nicht stolz sein. Und ich weiß das auch ganz genau. 

Aber was ist mit den Gedanken und Vorstellungen und Haltungen, die genauso daneben sind – bei denen mir das aber selbst gar nicht bewusst ist? Gedanken, die genauso negative Auswirkungen auf meinen Charakter und auf meine Beziehungen haben? Vielleicht wäre es ja gut, wenn dieses Zeug auch mal an die Oberfläche käme.  

Das wäre sicher nicht bequem für mich, aber nützlich. Und deshalb hat Gott dieses Sichtbarmachen meiner Macken zu einem Teil seines Förderprogramms für mein Leben gemacht, das man „Glauben“ nennt.  

Das ist die Erfahrung vieler Menschen, die sich auf Gott eingelassen haben. Zum Beispiel die von Mose, dem Anführer des Volkes Israel vor etwas mehr als 3.000 Jahren. Von dem heißt es in der Bibel, Gott habe mit ihm geredet „wie mit einem Freund“. Und dazu gehörte immer wieder auch Klartext über seine Charakterschwächen. Deshalb betet Mose in Psalm 90, 8:  

 Unsre Missetaten stellst du vor dich, unsre unerkannte Sünde ins Licht vor deinem Angesicht.

Soll heißen: alle Schwächen und alle Schuld, die ich bei mir selbst nicht wahrnehmen kann, die legt Gott offen auf den Tisch. Nicht um mich bloßzustellen oder herabzuwürdigen. Sondern weil er mir ersparen will, eine große Blackbox mit Ballast durchs Leben zu schleppen. Gott sucht nicht den Vorwurf, er sucht die Vergebung.   

Kaum etwas entlastet die Seele mehr, als das zu erfahren. Es gibt nichts Besseres, als wenn ich mich mit meinem ganzen Sumpf an Scham und Schuld und Sünde Gott anvertraue. Kein Wunder, dass Mose gleich zum Auftakt seines Psalms Gott feiert mit den Worten:

Herr, du bist unsere Zuflucht für und für!

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