Was ich brauche, wenn ich leide

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Wenn ich mit dem Leid eines anderen Menschen konfrontiert bin, bin ich überfordert. Was soll ich sagen? Wie kann ich helfen? Wie kann ich ermutigen, ohne dass es platt und oberflächlich wird?

Ich habe im Lauf der Jahre gelernt: Lieber Anteil nehmen als Anderen aus Unsicherheit aus dem Weg gehen. Lieber schweigen als mich in Floskeln flüchten. Und, als Christ: Lieber Anklagen und Zweifel meines Gegenübers aushalten als Gott mit frommen Sprüchen verteidigen.

Also anders, als es Elifas, Bildad und Zofar machen. So heißen drei Freunde eines Mannes, der gerade mehrere Schicksalsschläge erlitten hat – Hiob. Hiob versteht die Welt nicht mehr, und er versteht Gott nicht mehr. Er teilt seine Anklage und seine Zweifel mit seinen Freunden – und die können nicht damit umgehen. Sie verteidigen ihr Gottesbild und schieben Hiob selbst die Schuld an seinem Schicksal zu.

Wer braucht solche Freunde?

Hiob platzt denn auch der Kragen; wörtlich heißt es im Buch Hiob in Kapitel 13 Vers 5:

„Ihr seid Lügentüncher und seid alle unnütze Ärzte!“

Lügentüncher – ihr verdeckt eure eigene Unsicherheit mit unwahrhaftigen Parolen! Unnütze Ärzte – ihr wollt helfen, aber macht es nur noch schlimmer!

Wer ganz unten ist wie Hiob, braucht keine Belehrungen und keine Erklärungen. Sondern einen Beistand, der – wie Gott selbst – Anklagen aushält und Zweifel zulässt. Wenn ich leide, wünsche ich mir so einen Beistand. Und wenn andere leiden, wünsche ich mir, so ein Beistand zu sein.

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