„Ich habe auch meinen Stolz“. Habe ich auch schon mal gesagt, Wenn ich etwas tun sollte, von dem ich meinte: Das ist unter meiner Würde.
Was ist eigentlich alles „unter meiner Würde“? Wer legt das eigentlich fest? Ich glaube, in fast jeder Gruppe von Menschen entwickelt sich von selbst eine „Hackordnung“. Eine ungeschriebene Regel, die festlegt, wer sich in der Gruppe was leisten darf, wer wen wie zu behandeln hat, und was unter seiner oder ihrer Würde ist.
Das ist in einer Schulklasse so, im Kollegenkreis – und auch in Kirchen und christlichen Gemeinden. Dabei hat Gott für die Menschen, die ihm vertrauen, etwas ganz anderes im Sinn. Immer wieder scheint in den Zeilen des Neuen Testaments ein göttliches Gegenstück zur menschlichen Hackordnung durch. Zum Beispiel im 1. Petrusbrief, im fünften Kapitel. Da bekommen alle die gleiche Ansage, vom erfahrenen geistlichen Leitungspersonal bis zu den Grünschnäbeln im Glauben:
Gott stellt sich den Stolzen entgegen, den Demütigen aber schenkt er Gnade. Deshalb beugt euch demütig unter die Hand Gottes, dann wird er euch ehren, wenn die Zeit dafür gekommen ist.
Das muss für die Menschen damals vor knapp 2.000 Jahren revolutionär gewesen sein. Mitten in die patriarchalische, autoritäre Kultur der Antike hinein stellt Petrus ein göttliches Gegenstück zur menschlichen Hackordnung.
„Gott mag keinen Stolz“, sagt Petrus, „deshalb ist Stolz auch unter euch völlig unangebracht. Seid lieber so mutig, einander zu dienen. Es gibt unter euch nichts, was unter eurer Würde wäre – und was gefälligst der andere zu tun hat. Begegnet einander mit Dienst-Mut, De-Mut. Und wenn ihr aus ganzem Herzen darauf verzichtet, Ehre voneinander einzufordern – dann und nur dann werdet ihr letzten Endes erleben, dass Gott selbst euch ehren wird!“
Christen können ihren Stolz ehrlichen Herzens niederlegen, ohne ihre Selbstachtung zu verlieren. Weil sie wissen, dass sie von Gott selbst geachtet sind.