Die Zerstörung der Wahrheit

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Propaganda sind Lügen, die wir glauben sollen. Warum sind so viele dann so lächerlich durchschaubar? Warum glauben z.B. Menschen in Russland dem Fernseher mehr eigenen Verwandten in der Ukraine?

Weil es nicht um Lügen geht, sondern um Desinformation. Im Gegensatz zur Propaganda hat Desinformation nicht das Ziel, Wahrheit durch Lüge zu ersetzen, sondern in einer Bevölkerungsgruppe (oder einer ganzen Gesellschaft) die gemeinsame Vorstellung von Wahrheit überhaupt zu erodieren.

In einer Autokratie führt Desinformation zu willkommener Apathie der Bevölkerung. „Die da oben lügen doch eh alle“, sagt das Volk – aber was denn statt offizieller Verlautbarungen Fakt und Wahrheit ist, das bleibt für das Volk unergründlich. Und wo keine gemeinsame Perspektive ist, findet auch keine gemeinsame Willensbildung statt – und somit entsteht auch keine Konkurrenz zur Macht des Autokraten.

Aber wenn eine freiheitliche, pluralistische Gesellschaft einen gemeinsamen Wahrheitsbegriff verliert, verliert sie damit auch ihre Grundlage für die demokratische Meinungsbildung und Entscheidungsfindung – und macht somit die Gesellschaft als Ganzes handlungsunfähig.

Deshalb ist Desinformation so gefährlich.

Wie funktioniert Desinformation psychologisch? Was können wir gegen Desinformation tun? Und warum reicht reine Medienkompetenz nicht aus?

Darüber spricht die aus der Ukraine stammende Psychologin und Publizistin Marina Weisband (früher Mitglied in der Piratenpartei, heute bei Bündnis 90/Die Grünen) in diesem Kurzvortrag, den sie vor kurzem im englischen Original bei der Konferenz der G7-Außenminister über Desinformation  gehalten hat:

Ich finde: Die sieben Minuten für dieses Video sind eine wichtige Investition für alle, die sich über soziale oder klassische Medien ihre Meinung bilden (also vermutlich wir alle).

4 Antworten
  1. Andreas J

    „Die Menschen suchen sich die Informationen, die sie glauben wollen.“ Das gibt es auch, aber nicht nur.

    Und die Formel, in den vermeintlich „freien“ Medien, wird die Wahrheit gesagt, macht es sich zu einfach!
    Skepsis ist auch den „freien“ Medien gegenüber angebracht.

    Und wenn man dort nicht gut aufgeklärt wird, such man sich – richtigerweise – auch andere Quellen, um sich zu informieren. Diese als grundsätzlich für falsch zu halten, ist falsch!

  2. pixelpastor

    „Diese als grundsätzlich für falsch zu halten, ist falsch“ – logo, aber das tut ja auch keiner (zumindest kenne ich keinen).

    Am Ende des Tages kannst du 80% deiner Informationen im Leben nie selbst nachprüfen und musst dich so oder so entscheiden, wem du jeweils dein Vertrauen schenken willst.

    Und da finde ich persönlich „ausgebildete Journalisten mit Rechercheerfahrung und redaktionellem peer review“ in der Regel eine klügere Wahl als „mit Haftbefehl gesuchter veganer Koch mit Telegram-Kanal, der mit rassistischen Ausfällen Publikum bespaßt“.

    1. Andreas J

      Und da finde ich persönlich „ausgebildete Journalisten mit Rechercheerfahrung und redaktionellem peer review“ in der Regel eine klügere Wahl als „mit Haftbefehl gesuchter veganer Koch mit Telegram-Kanal, der mit rassistischen Ausfällen Publikum bespaßt“.

      Echt jetzt? Dieser Vergleich ist doch wirklich platt oder vielleicht sogar dümmlich?

      In der Coronakrise haben die Journalisten im Wesentlichen nur nachgeplappert, was die Politiker oder Leitwissenschaftler an Meinungen und Hetze von sich gegeben haben. In der Coronafrage hatten und haben einen unkritischen, einseitigen Journalismus – den braucht keiner!

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