BILD – wie Facebook auf Papier

Liebe BILD, wenn du dich mal wieder wunderst, warum du so ein schlechtes Image hast, hol einfach die heutige Ausgabe aus deinem Archiv.

Wer keine Woche nach dem Flugzeugabsturz in Äthiopien die drei deutschen Opfer unter den Passagieren mit Namen und Gesicht auf seine Titelseite packt, der muss konsequenterweise ab sofort damit aufhören, sich über die Verrohung der Sitten in sozialen Netzwerken oder bei der Behinderung von Rettungskräften auf der Autobahn zu empören.

Selbst wenn – und das ist ein dickes Wenn – die Hinterbliebenen ihr Einverständnis zur Veröffentlichung gegeben haben sollten, sind die Verunglückten wohl kaum Personen des öffentlichen Interesses, und ein landesweites Gedenken könnt ihr mit der Bildunterschrift („Was Urlauber jetzt beachten müssen“) auch nicht für euch reklamieren.

Mag sein, dass es Journalistenkreise gibt, die es als Kunststück feiern, die Namen der Opfer rausgekriegt zu haben und an Bilder gekommen zu sein. Ich hätte es als Kunststück gefeiert, eindringlich über den Absturz zu berichten ohne menschliche Würde voyeuristische Motiven zu bedienen.

Hört auf, über den Niedergang des Print-Journalismus und digitale Medienkanäle zu schimpfen. Ihr seid nicht besser – nur euer Geschäftsmodell geht langsam zu Ende. Aber macht euch darüber keine Sorgen, ihr seid gut gerüstet: Das Niveau mancher Diskussionen in sozialen Netzwerken beherrscht ihr anscheinend ja schon.

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