Tod durch Powerpoint

Jeden Tag werden weltweit 30 Millionen Präsentationen mit Powerpoint erstellt. Oft bestehend aus stundenlangen Folienreihen, Textwüsten, endlose Sammlungen von Aufzählungspunkten – so einfach Präsentieren mit PowerPoint scheint, so sehr verführt das Gespann aus Software und Beamer auch zu schlechten Vorträgen.
Nun schlagen leidgeplagte Vortragende und Freunde guter Reden zurück: Es geht auch anders. Und zwar mit Powerpoint.
Zum Beispiel Pecha Kucha: Zwei Architekten erfinden einen neuen Vortragsstil, bestehend aus exakt 20 Folien, die jede exakt 20 Sekunden zu sehen ist und dann automatisch weiterschaltet zur nächsten. Wenn sich der Vortragende verzettelt, passen Rede und Folie nicht mehr zusammen. Ein Instrument der Barmherzigkeit für die Zuhörer und zur Selbstdisziplinierung: In 6:40 Minuten ist jeder Vortrag vorbei – garantiert.
Oder Ignite: Die gleiche Vorgehensweise, ein etwas anderes Zeitschema. Ein Vortrag dauert exakt fünf Minuten, 20 Folien zu je 15 Sekunden lang (so sieht das für die Zuschauer aus).
Sowohl bei Pecha Kucha als auch bei Ignite gibt es in inzwischen öffentliche Wettbewerbe und Veranstaltungen, wo man den kurzen und knackigen Vorträgen zuhören kann. Daraus hat sich fast schon so etwas wie eine Kunstform entwickelt.
Nicht jeder ist so experimentierfreudig, seine nächste Ansprache oder seinen nächsten Vortrag einmal im Stil von Pecha Kucha oder Ignite zu halten. Aber Mut zur Kürze (und Würze) machen diese Beispiele, finde ich. Im Interesse der Zuhörer öffentlicher Rede und der Powerpointgeplagten dieser Welt frage ich mich: Wenn ich das Wichtigste nicht in fünf bis sechs Minuten sagen kann – wie will ich es dann überhaupt sagen können?

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