Murren und Zweifeln

Ist Gott ein Schleifer, der bedingungslose Unterwerfung fordert? Der Gedanke könnte einem kommen, wenn man zum Beispiel folgenden Bibelabschnitt liest (Philipper 2, 14):

Tut alles ohne Murren und ohne Zweifel, damit ihr ohne Tadel und lauter seid.

Ohne Murren? Ohne Zweifel? Alles? ALLES? Verlangt Gott hier von denen die an ihn Glauben Unterwerfung, Ausschalten des Nachdenkens und Nachfragens – Kadavergehorsam? Hält der allmächtige Gott es etwa nicht aus, wenn ich nachfrage, hinterfrage, kritisch bin?
Wenn ich einen meiner ganz normalen Tage vor meinem inneren Auge Revue passieren lasse: Wie oft stöhne ich innerlich über Umstände, Mißgeschicke, andere Leute, mich selbst? Wie oft sind meine Überzeugungen wechselhaft, meine Motive gemischt, meine Gewissheit mit Fragezeichen versehen? Mein Motto wäre vermutlich eher: Kein Tag ohne Murren und Zweifel!
Es ist gut, den  Vers in Philipper 2 nicht isoliert zu lesen und verstehen zu wollen. Denn weiter vorne in diesem Kapitel steht in Vers 5 die Überschrift, die Basis für den scheinbaren Aufruf zum Kadavergehorsam:

Seid so unter euch gesinnt, wie es auch der Gemeinschaft in Christus Jesus entspricht!

Welches Verhalten passt zur „Gemeinschaft mit Jesus“? Welches Verhalten passt zu Jesus selbst?
Ich stelle fest: Murren und Zweifel passt zu Jesus nicht – aber zu mir. Im Blick auf Jesus fällt mir ehrlicherweise auf: Meine innere Auflehnung gegen Gewissheiten (Murren) und Ungewissheiten (Zweifel) sind selten objektiv gerechtfertigt. Sondern meistens durchsetzt von meiner Bequemlichkeit, meinem Bedürfnis in Ruhe gelassen zu werden und meinem Stolz, alles und jeden schon richtig zu sehen und zu bewerten.
Deshalb ist es eine Frage der Demut und des Richtig-mit-Jesus-Leben, nicht die letzte Instanz sein zu wollen. Nicht zu murren und nicht zu zweifeln. Deshalb steht es Christen gut an, integer zu leben – innere Haltung und äußeres Handeln in Übereinstimmung. Nicht äußerlich diensteifrig und nett und gleichzeitig innerlich voller Auflehnung – sondern integer, ganz, ungeteilt zwischen Sein und Schein.
Murren und Zweifeln fühlt sich oft gut an. Aber es ist auch sehr  anfällig für Einmischung meiner selbstsüchtigen Motive. Jesus will, dass ich „ohne Tadel und lauter“ lebe. Nicht fehlerfrei, aber lernbereit. Nicht zweifelsfrei, aber ohne innere Auflehnung gegen eine rein äußere Anständigkeit. Ohne Murren und Zweifeln eben.
Und eigentlich will ich das auch.

0 Antwort
  1. Angela

    Schöner Beitrag! Ich finde, Jesus ähnlicher zu werden, ist für uns -zumindest für den Anfang- einige Nummern zu groß! Ich bin schon beruhigt, wenn ich es schaffe, wie Seine Jünger zu sein und sie durften auch mal murren, ohne Gefahr zu laufen, ihre Jüngernschaft zu verlieren:-)
    Joh 6,61
    Da aber Jesus bei sich selbst erkannte, daß seine Jünger darüber murrten, sprach er zu ihnen: Ist euch das ein Ärgernis?
    Gruß
    Angela:-)

  2. Angela

    Schöner Beitrag! Ich finde, Jesus ähnlicher zu werden, ist für uns -zumindest für den Anfang- einige Nummern zu groß! Ich bin schon beruhigt, wenn ich es schaffe, wie Seine Jünger zu sein und sie durften auch mal murren, ohne Gefahr zu laufen, ihre Jüngernschaft zu verlieren:-)
    Joh 6,61
    Da aber Jesus bei sich selbst erkannte, daß seine Jünger darüber murrten, sprach er zu ihnen: Ist euch das ein Ärgernis?
    Gruß
    Angela:-)

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