Auf dem Weg zur Startrampe

Wie ich hier auf meinem Blog im Januar geschrieben habe, ist für mich Anfang 2023 klar geworden, dass ich keine dritte Amtszeit als ERF Vorstandsvorsitzender anstreben werde. Im Januar 2024 haben wir das als ERF offiziell kommuniziert. Damit begann für den ERF Aufsichtsrat die Phase Nachfolge-Suche, und Ende Juli hat die ERF Mitgliederversammlung Susanne Thyroff als neue designierte Vorstandsvorsitzende ab 1. Januar 2025 berufen. Parallel dazu hat mich in Gedanken, im Gebet und in vielen Gesprächen die Frage bewegt, wie es für mich selbst beruflich und berufungsmäßig weitergehen könnte. Denn bis dahin hatte ich nur den deutlichen Eindruck, dass meine geistliche Berufung für den Vorstandsvorsitz 2024 endet. Wie es danach weitergehen würde, das war für mich sehr lange sehr offen, was sich für mich als „Macher“ und „Stratege“ gleichzeitig ein bisschen ungewohnt und ein bisschen wunderbar angefühlt hat.

Mittlerweile ist diese Frage beantwortet.

Es gibt zwei Themen, die ich in den letzten Jahren immer als wesentlich empfunden habe – auf dem Weg in die Berufung als Vorstandsvorsitzender hinein, und sie haben mich auch in den letzten zehn Jahre in diesem Amt immer wieder bewegt. Das eine lautet: Wenn das Evangelium tatsächlich die beste Nachricht der Welt ist – wie können wir sie medial und sprachlich und in unserem Verhalten so zeitgemäß und zugänglich ausdrücken, dass Menschen Gott ihr Leben anvertrauen? Und das zweite: Wie können wir geistliche Leidenschaft und professionelles Management miteinander verbinden – so dass Neues zum Fliegen und zum Tragen kommt? Wie können wir geistlich und unternehmerisch das in die Wirklichkeit führen, was sein könnte und sein sollte?

Ich glaube: Bei diesem zweiten Thema können wir als Christinnen und Christen in Deutschland noch besser werden. Und das müssen wir auch. Denn ich habe den Verdacht, wir fördern oft eher Kontinuität und Konformität als unternehmerisches Denken und Handeln. Letzteres aber brauchen wir, wenn wir weiter wirksam sein wollen in einer Gesellschaft, die zunehmend unstet, unberechenbar und unerreichbar für viele klassische christliche Ansätze und Aktivitäten wird. Mein Co-Vorstand Christian Kolb und ich haben schon länger an einem Konzept zu dieser Frage gearbeitet, ohne dass ich das zunächst mit meiner Person und meiner künftigen Berufung in Verbindung gebracht hätte. Einfach als mögliche Idee für den ERF für „irgendwann“. In meiner „Ungewohnt-aber-wunderbar-Phase“ habe ich dann zunehmend gespürt: Diese Idee könnte meine nächste Berufung sein. Über viele Gespräche hinweg wurde das Gespür für mich zur Gewissheit: Da möchte ich mich investieren!

Im Januar 2025 nun wird diese Idee Wirklichkeit. Wir gründen den Sinnkubator, eine „Startrampe für Ideen der nächsten Generation“, eine gemeinnützige Firma, die christliche Startups entwickelt und begleitet. „Wir“ – das sind eine Reihe von Unternehmerinnen und Unternehmern, die ERF Stiftung und ich. Meine Aufgabe wird es sein, die neu gegründete Sinnkubator gGmbH als geschäftsführender Gesellschafter mit aufzubauen.

Sinnkubator verfolgt das Ziel, Menschen mit Ideen der nächsten Generation zu finden und zu fördern und unternehmerisches Denken und Handeln im Reich Gottes zu inspirieren. Menschen, die vielleicht gerade ihr Studium oder ihre Ausbildung abschließen. Menschen, die eine Gründungsidee für das Reich Gottes in sich tragen, aber in ihrem Gemeindeumfeld bisher keine Unterstützung haben, diese Idee unternehmerisch ins Leben zu führen. Sinnkubator bietet diesen potentiellen Gründerinnen und Gründern für eine Laufzeit von zwei Jahren Beratung und Begleitung für neue Projektideen und persönliche Entwicklung. Das finanziert sich aus dem Funding, das die einzelnen Projekte von jeweiligen externen Förderern einbringen.

Die Sinnkubator gGmbH bietet also einen Rahmen zur Entwicklung, ist jedoch kein Finanzgeber für Projekte. Erfolgreiche Projekte werden ausgegründet oder können an den ERF oder auch andere christliche Organisationen angedockt werden – je nachdem, was am Ende am meisten Sinn ergibt. Sinnkubator hat finanziell oder organisatorisch nichts mit dem ERF Verein zu tun, ist aber über die Beteiligung der ERF Stiftung ganz bewusst im Umfeld des ERF angesiedelt. So kann der ERF dem Sinnkubator bei Bedarf Medienreichweite oder Dienstleistungen gegen Bezahlung zur Verfügung stellen – und der Sinnkubator bringt im Gegenzug innovative Nachwuchstalente und heranreifende Projektideen in Kontakt mit dem ERF und anderen etablierten christlichen Organisationen.

Ob der Sinnkubator funktioniert und sich finanziell trägt, werden die nächsten zwei Jahre zeigen müssen. Aber bei allem unternehmerischen und damit auch persönlichen Risiko fasziniert mich dabei der Gedanke, etwas Neues im Reich Gottes aufzubauen, mit Organisations- und Führungskräfteentwicklung zu tun zu haben, in die nächste Generation zu investieren und das in meinem über Jahre gewachsenen Netzwerk zu tun. Ich finde, es ist ein Versuch wert, mutige Menschen mit glaubwürdigen Ideen zu fördern, die geistliche Leidenschaft und unternehmerisches Denken miteinander verbinden.

Wenn du magst, kannst du dich unter www.sinnkubator.de zu einem Newsletter anmelden, mit dem ich ab Januar alle Interessierten über dieses Gründungsprojekt auf dem Laufenden halten werde.

10 Responses
  1. Germann Anita

    unter bestimmten Bedingungen kann etwas wachsen, entstehen. …….für mich das Vertrauen, die Sicherheit der Führung durch Gottes Geist, meinen Vater. das Wachsen der Freude, Zuversicht

  2. Winfried Kunz

    Das passt, und zu dieser notwendigen Aufgabe wünsche ich viel Freude, Ausdauer und kreative Ideen neben Gottes gutem Geist.

  3. Michael Boß

    Hallo Herr Dechert, sehr sinnvoll und es klingt sehr spannend! Ich würde gerne auf dem laufenden bleiben, aber über Instagram und co werde ich das ja vermutlich .
    Viel Erfolg und beste Grüße

  4. pixelpastor

    Yep, einfach dem Insta-Account von Sinnkubator folgen – oder den Sinnkubator Newsletter abonnieren. Beides zu finden auf sinnkubator.de!

  5. Lieber Jörg, meinen Kurs für säkulare Menschen, die das Evangelium ganz neu kennenlernen können, könnte Dich interessieren: mylifeworkshop.net

    Gottes Gunst sei mit Dir.

    Liebe Grüße,
    Dein
    Dietrich

  6. Prof. Martin Beck

    Lieber Jörg Dechert, ein mutiger Schritt, ein kluges Konzept, unternehmerischer Mut und geistliche Berufung – das alles paßt zu Ihnen. Ich wünsche Ihnen – ganz im Sinne des kirchlichen Liederdichters, dass Ihr „tun und lassen“ gesegnet sei.
    Ihr
    Martin Beck

  7. Romy

    Hallo Jörg, Gratulation zu diesem Schritt! Alles was du brauchst ist Mut. Die Idee 💡 find ich richtig gut. Sei gespannt, was Gott daraus macht.

    Viel Freude bei der Umsetzung. Möge Gott deine Arbeit Segen und dir Gelingen schenken!

    Echt cool und großartig!

    Many, many, many BLESSINGS

    Ich bete…

    Romy

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