Wie kann man in unserer pluralistischen, postmodernen, in weiten Teilen nach-christlichen Gesellschaft Menschen neu herausfordern, ihr Leben Jesus Christus anzuvertrauen? Welche Initiativen und Projekte gibt es – und wie können sich die evangelistisch Engagierten zusammenarbeiten und sich gegenseitig unterstützen?
Das sind und waren die Themen auf dem Jahrestreffen des Runden Tisches Evangelisation in Berlin. Gerade nach dem 3. Weltkongress des Lausanner Bewegung in Kapstadt 2010 spüre ich eine große Sehnsucht nach einer größeren geistlichen Dynamik in unserem Land, wie sie in vielen anderen Ländern der Welt zu beobachten ist. Und gleichzeitig eine gewisse Ratlosigkeit: Warum ist das in Deutschland so schwer? Warum kommen bei uns vergleichsweise deutlich weniger Menschen zu einem lebendigen Glauben?
Zielgruppenansprache, materielle Sattheit, Rückzugstendenzen… vermutlich gibt es nicht die eine Antwort, das eine Konzept, den einen Masterplan zur Evangelisation. Bei einer Andacht zu einem Text aus dem Buch Josua ist mir heute morgen eine weitere (geistliche) Perspektive deutlich geworden, die dort hineinspielt:
In Josua 1,6-9 bekommt der frisch gebackene Chef des Volkes Israel nach dem Tod von Mose von Gott gleich dreimal eine deutliche Ansage:
Sei getrost und unverzagt; denn du sollst diesem Volk das Land austeilen, das ich ihnen zum Erbe geben will, wie ich ihren Vätern geschworen habe. Sei nur getrost und ganz unverzagt, dass du hältst und tust in allen Dingen nach dem Gesetz, das dir Mose, mein Knecht, geboten hat […] Siehe, ich habe dir geboten, dass du getrost und unverzagt seist…
Getrost und unverzagt? Oder – nach einer anderen Übersetzung – mutig und stark? Wie kann man das anordnen? Wer schon beim Zahnarzt im Stuhl gezittert hat, weiß, dass mit einer Willensanstrengung („ich entscheide mich jetzt dafür keine Angst zu haben“) nicht viel auszurichten ist. „Sei getrost und unverzagt“ – kann man Emotionen befehlen?
Aber Angst und das Gefühl von Schwäche sind nicht einfach nur Emotionen – es sind immer auch Reaktionen. Reaktionen auf eigene Gedanken, auf die Umstände, auf andere Personen. Wenn Gott Josua so eindringlich mahnt „Sei getrost und unverzagt“, dann ist das die Aufforderung an Josua, nicht auf seine eigenen Unzulänglichkeiten zu reagieren. Oder auf die schier unüberwindbar scheinenden Umstände. Sondern auf die Größe Gottes zu reagieren.
Deshalb kann Gott seine Ermahnung an Josua am Ende von Vers 9 so begründen: „… denn der Herr, dein Gott, ist mit dir in allem, was du tun wirst.“
- Ich bin bei dir und mächtig, deshalb reagiere nicht einfach nur auf deine eigenen Sorgen.
- Ich bin bei dir und mächtig, deshalb reagiere nicht einfach nur auf schwierige Umstände.
- Ich bin bei dir und mächtig, deshalb sei getrost und unverzagt.
Worauf reagiere ich persönlich – auf meine Sorgen und Umstände, oder auf Gottes Allmacht und Gegenwart?
Und – angewendet auf die Frage nach Evangelisation in Deutschland – worauf reagieren wir: Auf unsere eigenen Unzulänglichkeiten und schwierigen gesellschaftlichen Umstände? Oder auf die Allmacht und Gegenwart des Gottes, der in Jesus seinen Leuten versprochen hat (Apostelgeschichte 1,8):
Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen […] und werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an das Ende der Erde.
Worauf reagieren wir?
An dieser Stelle kann meines Erachtens eine kleine Verbindung zu deinem post „inspirierend präsentieren“ gezogen werden und was dort am Ende der Präsentation über die Zukunft gesagt wird. Dass diese ein Platz ist, auf den wir nicht zugehen, sondern den wir zu gestalten haben. Und ausschlaggebend dafür ist, was hierfür meine PErspektive ist, wie ich mich sehe, meine Ausgangsposition und meine Welt. Da kann ich mit den Worten Gottes an Josua einiges gestalten und anpacken. Und mit der Gegenwart des Heiligen Geistes sowieso. Insofern: Da geht was 🙂
Sehr ermutigender Artikel! In der Kraft des Heiligen Geistes können wir unsere postmoderne Welt erreichen!