„Präzise. Zuverlässig. Innovativ.“ – so preist ein Hersteller mit einem Aufkleber sein Ultraschallsystem an, das ich neulich in einer Arztpraxis gesehen habe. Wofür man halt so Zeit hat, während man wartet. Und irgendwie bin ich über diesen Dreiklang des Marketing-Deutsch gestolpert. Ich habe ein paar Sekunden gebraucht, um zu verstehen warum: Weil es nicht wirklich ein Dreiklang ist. Es ist wie in der Sesamstraße: Eines der drei Dinge gehört nicht zu den anderen.
Was das „Präzise“ angeht – klar, Präzision wünscht man sich von einem Diagnosegerät. Wenn ein Ultraschallgerät ein ungenaues Bild liefert, geht es dem Arzt so wie normalerweise dem Patienten: Es ist vor lauter Schwarz-Weiß-Gewusel auf dem Bildschirm nichts zu erkennen. Präzision – da habe ich als Anwender was davon. Gleich nach dem Auspacken.
Und „Zuverlässig“ – natürlich, das will ich auch, wenn ich ein Gerät anschaffe. „Tut mir leid, heute können wir Sie nicht untersuchen, unser Ultraschall ist schon wieder kaputt…“ – keine gute Presse für einen Hersteller. Anschalten, läuft – das ist, was ich will. Zuverlässig halt. Von Anfang an und gleich nach dem Auspacken.
Aber „Innovativ“? Was zeichnet ein „innovatives“ Ultraschallgerät aus? Es liefert keine schärferen Bilder als andere, es geht nicht weniger oft kaputt als andere, aber es ist… nun ja, … innovativ. Anders als andere. Irgendwie fortgeschritten.
Ein gutes Gefühl für den Ingenieur, der die Maschine gebaut hat und dabei ein paar unkonventionelle Ideen verwirklichen konnte. Ein gutes Gefühl für den Besitzer, „etwas Besonderes“ gekauft zu haben, was die anderen nicht haben. Aber als Anwender habe ich davon nichts. Als Patient auch nicht. „Innovativ“ ist überflüssig.
Wirklich?
Innovation ist wie Zähneputzen – es passiert nicht gleich etwas Schlimmes, wenn ich darauf verzichte. Aber zehn Jahre später entscheidet sie über mein alltägliches Wohl und Wehe. Fehlende Innovation kann Weltkonzerne mit einer marktbeherrschenden Stellung innerhalb weniger Jahre zur Bedeutungslosigkeit verurteilen. Wie z.B. Pferdekutschenproduzenten. Oder Schallplattenhersteller. Oder Nokia.
Deshalb verlangt Innovation von einer Organisation eine Menge Disziplin – gerade weil man nicht sofort dafür bestraft wird, dass man sie vernachlässigt. Innovation braucht Abläufe, Budgets und Mitarbeiter, die sich dauerhaft und nachhaltig um Innovation kümmern (dürfen). Damit die Organisation „auch morgen noch kraftvoll zubeißen kann“.
Wie beim Zähneputzen eben.
Amen.