Christen und Corona: Hoffnung statt Argwohn!

Spätestens im Herbst 2020 wurde uns gesellschaftsweit klar, dass die Corona-Pandemie nicht nach ein paar Monaten erledigt sein würde. Die Krise bog spürbar ein auf die Langstrecke. „Wir leben in einer Zeit tiefer Verunsicherung“, habe ich damals geschrieben. „Niemand weiß, wie sich die nächsten Wochen politisch und wirtschaftlich auf uns alle auswirken werden. Und niemand kann garantieren, dass wir in den Wintermonaten nicht doch viele Menschen verlieren werden.“

Heute, ein gutes Jahr später, wissen wir, wie sich die Pandemie danach politisch und wirtschaftlich ausgewirkt hat. Wie sie Beziehungen, Familien- und Freundeskreise, den Zusammenhalt der Gesellschaft belastet und beschädigt hat. Und wie sie das Glaubensleben in christlichen Kirchen, Gemeinden und Gemeinschaft unter Druck gesetzt hat. Heute, ein gutes Jahr später, wissen wir auch, wie viele weitere Menschen wir seit Herbst an dieses Virus verloren haben: Zu viele.

Dabei stehen uns heute so viel mehr Hilfsmittel im Kampf gegen die Corona-Pandemie zu Verfügung als noch vor einem Jahr: Mehr als genügend mediale Aufmerksamkeit für das Thema, weltweiter wissenschaftlicher Austausch, eingeübte grundlegende Verhaltensweisen zum Infektionsschutz, Masken in ausreichender Anzahl, Testkapazitäten, erprobte Behandlungsmethoden auf den Intensivstationen. Und moderne Impfstoffe, die weltweit milliardenfach angewendet wurden und einen guten Schutz gegen schwere Krankheitsverläufe bieten und das Ansteckungsrisiko wenigstens teilweise senken. Heute, ein gutes Jahr später, könnten wir doch eigentlich zuversichtlicher in die Zukunft blicken als noch vor einem Jahr. Könnten optimistisch sein, diese Pandemie im Laufe nur weniger Jahre weltweit in die Knie zwingen zu können.

Aber sind wir das? Zuversichtlicher? Optimistischer?

Wir Christen müssen jetzt einstehen für Besonnenheit, Barmherzigkeit und Hoffnung“, habe ich damals, vor einem Jahr, auch geschrieben. Heute muss ich feststellen: Wir sind damit im letzten Jahr leider nicht so weit gekommen wie erhofft. Damals habe ich wie viele andere eine um sich greifende „moralisierende Belehrung“, „arrogante Besserwisserei“ und „rücksichtslosen Egoismus“ beklagt. Heute muss ich sagen: All das ist nicht besser geworden – vielleicht würde mancher hinzufügen: … im Gegenteil.

Auf der einen Seite finde ich es nachvollziehbar, wenn in einer Krise auf der Langstrecke irgendwann die Nerven blank liegen – psychisch, wirtschaftlich und geistlich. Ich finde es auch völlig berechtigt, Corona-Schutzmaßnahmen und deren Kommunikation wie bei allen anderen politischen Entscheidungen auch zu kritisieren – auch ich habe in meinem Blog darüber geschrieben. Und ich weiß als Leiter aus eigener Erfahrung: Man kann keine Krise managen, ohne Fehler zu machen, manchmal auch im Rückblick gravierende Fehler.

Was mir aber das Herz schwer macht, ist etwas anderes: Dass viel zu viele Christinnen und Christen sich von viel zu einfachen Erklärungen einfangen lassen. Dass sie sich und damit auch den Namen Jesu vor den Karren von Leuten spannen lassen, die unserer frei gewählten Regierung grundsätzlich die Diktatur, unseren Medien grundsätzlich das Lügen und unserer wissenschaftlichen Community grundsätzlich Inkompetenz unterstellen. Für mich sind es nicht so sehr die Fehler im Krisenmanagement, sondern diese „Hermeneutik des Verdachts“, die uns den Zusammenhalt heute schwer macht. Das grundsätzliche Nichts-mehr-glauben und Nicht-mehr-vertrauen, das vermutlich zuallererst ein Nicht-mehr-Verstehen-können oder Nicht-mehr-Verstehen-wollen ist. Aus Überforderung, Übersehen werden und manchmal vielleicht auch aus Überdruss.

Viele können einfach nicht noch mehr Unübersichtlichkeit, Unsicherheit und Uneindeutigkeit in ihrem Alltag ertragen. Vielleicht ist es da einfach mit geringeren psychologischen Kosten verbunden, den ständigen Verdacht als Erkennungszeichen des „wahren Volkes“ oder das „wahren Glaubens“ klar vor Augen zu behalten. Vielleicht entstehen so die Briefe, E-Mails und Kommentare, in denen mir wie vielen anderen auch vorgeworfen wird, den „Mainstream-Medien“ auf den Leim zu gehen, kritiklos „die Regierung in ihrem totalitären Kurs“ zu unterstützen, mich nicht genügend bei „alternativen Quellen“ zu informieren, nicht „selber zu denken“, eine offensichtlich weltweit stattfindende „Verschwörung der Mächtigen“ zu verharmlosen oder zu ignorieren, dass „nicht Impfen, sondern Jesus“ der Weg aus der Pandemie sei.

Ich fühle mich solchen Äußerungen gegenüber in der Regel eher ratlos und hilflos, denn ein Dialog kommt dabei so gut wie nicht mehr zustande. Immer wieder entpuppen sich solche Briefe, E-Mails und Kommentare als wütender Versuch, bei mir Dampf abzulassen, sich die Pandemie als Thema vom Hals zu halten oder als missionarische Bemühung, mich mit einer Flut verlinkter halber Wahrheiten und ganzer Lügen zur angeblichen „Wahrheit“ zu bekehren. „Lasst euch nicht verführen!“, würde ich da gerne mit Paulus zurückrufen, „schlechter Umgang verdirbt gute Sitten. Werdet doch einmal recht nüchtern!“ (1. Korinther 15, 33-34).

Liebe Brüder und Schwestern, die ihr Jesus nachfolgt – sind wir nicht gerufen, als Vertrauende in die Güte Gottes zu leben statt als Misstrauende gegenüber jedermann? Müssten wir in der Mitgestaltung unserer Gesellschaft nicht weniger „Wutbürger“ sein, und viel mehr „Mutbürger“? Ruft uns die Perspektive unseres Glaubens nicht zu Hoffnung statt Argwohn?

Was mich angeht, möchte ich den Mut jedenfalls nicht verlieren. Ich möchte die Hoffnung hochhalten – eine Hoffnung, die in Jesus verankert ist und nicht bei Youtube. Ich möchte in der stillen Kraft Gottes durch diese unsicheren Zeiten gehen.

Was mich angeht, möchte ich mir nicht anmaßen, alles besser zu wissen als diejenigen, die dafür deutlich mehr Fachkompetenz haben als ich möchte dankbar annehmen, was Gott uns Menschen an Denkvermögen, wissenschaftlicher Erkenntnisfähigkeit und Erfindergeist geschenkt hat.

Was mich angeht, möchte ich ganz praktisch beitragen, was ich eben tun kann: Mich impfen lassen, aus Eigenschutz und Nächstenliebe. Und im Namen Jesu auch die lieben, die es nicht tun – so wenig ich das auch nachvollziehen kann.

Vielleicht ist es doch nicht überholt, was ich mir im Herbst 2020 von und für uns Jesusleuten gewünscht habe. Vielleicht haben wir es nur noch nicht genug eingeübt und trainiert. Vielleicht ist es deshalb heute nicht falsch, sondern einfach noch notwendiger als vor einem Jahr: Lasst uns einstehen für Besonnenheit, Barmherzigkeit und Hoffnung!

 

ERF Schwerpunktthema: Mutig handeln in unsicheren Zeiten

ERF Sonderseite: Corona – Finde Hoffnung in der Krise

2 Responses
  1. Eigentlich hatte ich auch immer die Hoffnung gehabt, dass mich Gott vor Corona verschonen wird. Dann aber am 23.Dezember bekam ich die Delta-Variante in Südbulgarien. Und kurz darauf eine beidseitige Lungenentzündung, so das ich das YMCA Spital in Haskovo (Südbulgarien) vom 11.Jänner bis 19.Jänner hüten dürfte.

    Nun. Gott hat mir nun gezeigt, dass er mich auch aus der grössten Krise ziehen kann. Wenn er will, dass wir weiter predigen, was ich mit meinem Blog http://sensationsmeldung.wordpress.com auch weiter tun werde, auch Corona uns nicht wirklich etwas anhaben kann.

    Wenn wir daran glauben, dass Gott uns das ewige Leben geschenkt hat.

    Es wundert mich allerdings dennoch, dass zahlreiche Menschen gerade in Corona eine grosse Chance zum Miteinander in Europa sehen.

    Glaubst Du nicht?

  2. Andreas J

    „Ich möchte die Hoffnung hochhalten – eine Hoffnung, die in Jesus verankert ist und nicht bei Youtube.“

    Das stimmt doch garnicht. Du setzt deine Hoffnung auf den Impfstoff, auf das RKI und die Leitwissenschaftler!

    „Mich impfen lassen, aus Eigenschutz und Nächstenliebe. “ Woher weißt du das, dass du dich schützt und andere?? Du hast dich einfach nur entschieden irgendwelchen Leuten zu glauben – obwohl du diese Menschen nicht kennst!?

    Sehr, sehr bedenklich!

    Vertrauen muss erarbeitet werden. Das gilt für Wissenschaftler, Politik und Medien.
    Nach 2 Jahren Pandemie wissen wir, dass diese Leute das Vertrauen nicht verdient haben.

    Maßnahmen wie z.B. 2G und 3G, die erhebliche Grundrechtseinschränkungen darstellten, waren vorher nicht evidenzbasiert und sind das bis heute nicht – und an einer Untersuchung hat die Politik kein Interesse! Die datenlage zu allen wichtigen Themen, sind in Deutschland sehr dünn – und das ist kein Zufall, sondern gewollt! (siehe auch den Expertenrat)

    Die Behauptung, dass der Impfstoff vor Ansteckung, Infektion oder Weitergabe des Virus schützt, war von Anfang an lediglich eine Behauptung, weil die Politik den Geimpften einen Vorteil verschaffen wollte.
    Bis heute gibt es keinen Beleg für diese Aussage. Denn diese Aussage des RKIs war und ist die Deutung von Beobachtungsdaten, wie sie selber sagt – alsStatistiken. Nur, Statistiken können eine Korrelation aufzeigen, aber keine Kausalität. Und die ist das RKI bis heute schuldig geblieben! Übrigens ist inzwischen nachgewiesen worden, dass die Impfung in dem Schleimhautimmunsystem garnicht wirkt – und damit ist eine Kausalität zwischen Impfung und reduzierter Ansteckungsgefahr ausgeschlossen.

    Das hat er Herr Prof. Bhakdi schon von Anfang an gesagt, dass man gegen eine Erkältungskrankheit nicht impfen kann.
    Und das hat Bhakdi nicht neu erfunden, sondern ist Konsenz in der Wissenschaft seit vielen Jahren.

    Und was den Journalismus angeht, dann haben wir doch eine echte Pleite erlebt!
    Da wurde doch so gut wie nichts, kritisch hinterfragt oder beleuchtet. Die Journalisten haben nur das nachgeplappert, was die Politik und Leitwissenschaftler an Behauptungen und Hetze, von sich gegeben haben. Echt grausam, was das Fernsehen und Internetnachrichten uns seit 2 Jahren angetan haben. Eigentlich eine Schande, dass ich mich seit 2 jahren fast täglich mit Corona beschäftigen muss, weil es der Journalismus nicht tut.

    ERF und Pixelpastor leider auch nicht – schade.

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